Eine Politik im Sinne traditioneller Entwicklungshilfe ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten aus der Mode gekommen. Stattdessen sind Schlagworte wie Wettbewerbsfähigkeit oder Global Governance in das Zentrum der Nord-Süd-Debatte gerückt. Der neueste Trend geht dahin, Migration als Entwicklungsmotor für die ärmeren Herkunftsländer zu propagieren. Im Mittelpunkt stehen dabei allerdings nicht die Rechte der Migrantinnen und Migranten, sondern die international koordinierte Steuerung der Zuwanderung aus den ärmeren Teilen dieser Welt.
Seit Mitte der 80er Jahre lässt sich beobachten, dass die globale sozioökonomische Ungleichheit – trotz unzähliger Entwicklungsprojekte und beträchtlicher Finanztransfers – zu- statt abgenommen hat. Auch verschwand mit dem Ende des Ost-West-Konflikts ein Großteil der geostrategischen Motivation für Entwicklungshilfe. Die traditionellen Muster der Entwicklungspolitik wurden derweil schrittweise durch neue Debatten und Rezepte verdrängt.