Ausgabe Mai 2007

Migration als Entwicklungshilfe?

Eine Politik im Sinne traditioneller Entwicklungshilfe ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten aus der Mode gekommen. Stattdessen sind Schlagworte wie Wettbewerbsfähigkeit oder Global Governance in das Zentrum der Nord-Süd-Debatte gerückt. Der neueste Trend geht dahin, Migration als Entwicklungsmotor für die ärmeren Herkunftsländer zu propagieren. Im Mittelpunkt stehen dabei allerdings nicht die Rechte der Migrantinnen und Migranten, sondern die international koordinierte Steuerung der Zuwanderung aus den ärmeren Teilen dieser Welt.

Seit Mitte der 80er Jahre lässt sich beobachten, dass die globale sozioökonomische Ungleichheit – trotz unzähliger Entwicklungsprojekte und beträchtlicher Finanztransfers – zu- statt abgenommen hat. Auch verschwand mit dem Ende des Ost-West-Konflikts ein Großteil der geostrategischen Motivation für Entwicklungshilfe. Die traditionellen Muster der Entwicklungspolitik wurden derweil schrittweise durch neue Debatten und Rezepte verdrängt.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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