Am 24. September wählte der französische Sozialphilosoph André Gorz gemeinsam mit seiner schwerkranken Frau Dorine in ihrem Haus in Vosnon (Aube) den Freitod. Damit endete das Leben jenes Intellektuellen, der wie wohl kein zweiter die geistige Entwicklung der west-europäischen Linken in den letzten drei Dekaden des vergangenen Jahrhunderts beeinflusst hat.
Geprägt durch die frühe Begegnung mit Sartre und dem französischen Existenzialismus setzte Gorz von Anfang an auf die Selbstermächtigung des Einzelnen im und gegen das „stahlharte Gehäuse“ der kapitalistisch-industrialistischen Moderne. Bereits in seiner „Strategie der Arbeiterbewegung im Neokapitalismus“ von 1967 lotete er Möglichkeiten einer radikalen Praxis jenseits der Parteien der Arbeiterbewegung aus. 1980 wurde er mit seiner provokativen Schrift „Abschied vom Proletariat“ endgültig einer weiten Leserschaft ein Begriff. Spätestens dieses Buch begründete seinen Ruf als Vordenker der Neuen Sozialen Bewegungen, den er mit „Ökologie und Politik“, seinen „Beiträgen zur Wachstumskrise“, untermauerte.