Ausgabe November 2007

Sieben Millionen ohne Arbeit

Offensichtlich geht Deutschland wieder rosigen Zeiten entgegen. Die Medien verkünden jedenfalls allenthalben eine neue Entspannung am Arbeitsmarkt. Besonders überschießend, wen kann es verwundern, agiert dabei die „Bild“-Zeitung. Bereits im November letzten Jahres verkündete sie, dass die Bundesrepublik derzeit ein „Neues Wirtschaftswunder“ erlebe.

Es kann und soll nicht bestritten werden, dass der aktuelle Wirtschaftsaufschwung positiv auf den Arbeitsmarkt wirkt. Allerdings wird dieser Zusammenhang in seiner Dimension und Kausalität durch Politik und Medien völlig falsch dargestellt. Zwar ist gegenwärtig in der Tat ein konjunktureller Aufschwung zu beobachten. Das allerdings ist innerhalb eines Konjunkturzyklus’ eine typische Erscheinung und alles andere als ein Wunder.

Dennoch findet die herrschende mediale Übertreibung auf den ersten Blick ihre Bestätigung in den jüngsten vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit veröffentlichten Arbeitsmarktdaten: „Der Aufschwung am Arbeitsmarkt in den Jahren 2006/2007 hat ein freundlicheres Gesicht als jener in den Jahren 1999/2000, bei etwa gleichem Wirtschaftswachstum. Es wurden mehr Vollzeit-Beschäftigungsverhältnisse und weniger Mini-Jobs geschaffen als damals und das Arbeitsvolumen nahm stärker zu (+2,0 Prozent gegenüber +1,2 Prozent)“.

Sie haben etwa 14% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 86% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Flucht vor der Verantwortung: Lieferkettengesetze am Ende?

von Merle Groneweg

Der 11. September erinnert nicht nur an den Einsturz des World Trade Centers in New York, sondern auch an eine der schwersten Katastrophen in der Textilindustrie: den Brand in der Fabrik Ali Enterprises in Karatschi, Pakistan.

Ohne EU-Mindestlohn kein soziales Europa

von Roland Erne

Nach Jahren antisozialer Politik infolge der Finanzkrise von 2008 standen soziale Fragen in der vergangenen Legislatur der EU wieder weiter oben auf der Agenda. Zwischen 2022 und 2024 verabschiedeten das EU-Parlament und der Rat seit langem wieder mehrere soziale EU-Gesetze, darunter die Richtlinie über „angemessene Mindestlöhne in der Europäischen Union“.

Drei Millionen ohne Abschluss: Was tun?

von Maike Rademaker

Die Zahl war lediglich einen Tag lang einige Schlagzeilen wert: Rund 2,9 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren hierzulande haben keinen Berufsabschluss. Maike Rademaker analysiert Gründe und Lösungsansätze.