Demütigung statt Förderung
Die Schlagzeilen könnten unterschiedlicher nicht sein. „Aufschwung kommt auch bei Langzeitarbeitslosen an“, verkündete die Bundesregierung am 31. Mai bei der Veröffentlichung der neuen Arbeitslosenzahlen. „Der Aufschwung geht an vielen Menschen vorbei“, titelte nur sechs Wochen später die „Stuttgarter Zeitung“, nachdem das örtliche Sozialamt zusammen mit dem Jobcenter eine neue Armutsstatistik vorgelegt hatten.1
Auf den ersten Blick scheinen weniger die Stuttgarter Ämter, als vielmehr die Bundesregierung die Lage zutreffend wiederzugeben, zählte man doch im Mai 2007 rund zwölf Prozent oder 355 000 Langzeitarbeitslose weniger als ein Jahr zuvor. Auch die Zahl der sogenannten „Bedarfsgemeinschaften“ – das sind alle Haushalte, die zusammen wirtschaften und Arbeitslosengeld II (ALG II) erhalten – nahm innerhalb eines Jahres um über 300 000 ab.2 Der Aufschwung scheint also in der Tat bei den Langzeitarbeitslosen angekommen zu sein.
Nimmt man jedoch nicht nur die Zahl der „Bedarfsgemeinschaften“, sondern die Gesamtzahl der Menschen, die ALG II beziehen, in den Blick, ändert sich das Bild: Sie ist im Mai auf 7,4 Millionen Personen angewachsen.3 Nach Haushaltsgrößen aufgeschlüsselt zeigt sich ein interessanter Trend: Zwischen Mai 2006 und Mai 2007 sank die Zahl der ALG II beziehenden Ein-Personen- Haushalte um 17 Prozent.