Offenbar steckt Kuba immer noch im Post-Castrismus Teil I. Es gibt keine apokalyptische Explosion, sondern Stabilität und Wirtschaftswachstum. Ausgerechnet die US-Amerikanerin Julia Sweig stieg mit der These von „Fidel’s Final Victory“ zur Prophetin für diese bewegungsarme Phase auf, die noch einige Zeit dauern mag.1 Irgendwann aber wird Gevatter Hein dann doch Fidel Castro abberufen, und dann erst kommt es zur hora de la verdad, zur alles entscheidenden Phase des Post-Castrismus Teil II. Dann tatsächlich stellt sich die Frage: Wie weiter nach Castro?
Gewiss, gesundheitlich dürfte sich der alte Mann auf der Zuckerinsel vorerst erholt haben. Aber funktioniert der Kopf noch? „Se le quemaron los cables“, hören wir als Kollegen-Tratsch aus Kuba, Fidel wird angeblich wunderlich. Vielleicht will man ihn deswegen bewusst nur noch im Hintergrund halten. Das hindert ihn jedoch nicht an regelmäßigen Kommentaren in der Tageszeitung „Granma“, angefangen von strengen Grundsatzfragen bis zu zornigen Glossen über Kubas Sportler. Nicht wenige von ihnen tauchten bei den Panamerikanischen Spielen im Sommer in Rio de Janeiro unter. Sogar Boxer, Kubas Vorzeige-Athleten, sprangen des schnöden Mammons wegen ab, geangelt unter anderem vom Hamburger Profiboxstall „Arena“. Solcher „Verrat von Söldnern der Konsumgesellschaft“ trifft Fidel ins Mark.