Monte Alban, der weiße oder heilige Berg, steht auf der Liste der zu besuchenden archäologischen Stätten in Mexiko bei vielen Reisenden ganz oben. Wer diesen Ort, das Wahrzeichen Oaxacas, mit seinen geebneten Plateaus, seinen geplünderten Gräbern unterhalb der verfallenen Tempel und mit dem nach exakten Berechnungen gebauten Observatorium bereits besucht hat, wird die Magie gespürt haben, die von ihm ausgeht. Doch heute droht der internationale Tourismus, die Haupteinnahmequelle der Stadt mit ihren rund einer halben Million Einwohnern und des Staates Oaxaca, zu versiegen. Denn seit dem Sommer 2006 ist Oaxaca Schauplatz einer politischen Auseinandersetzung, in der möglicherweise die neuen Koordinaten des politischen Systems in Mexiko gezeichnet werden.
Eine bunte Vielfalt gewerkschaftlicher und sozialer Organisationen, die sich zusammengeschlossen haben zur Asamblea Popular de los Pueblos de Oaxaca (APPO, „Versammlung der Völker Oaxacas”), steht einer um ihren Machterhalt bangenden Parteiendemokratur gegenüber und fordert nichts weniger als den Rücktritt der Regierung. Der systematische Ausschluss der großen Mehrheit der Bevölkerung von den Früchten des ökonomischen Wachstums im ganzen Land hat die Unzufriedenheit der Bewohner der Landeshauptstadt, aber auch ihres ländlichen Umfelds enorm ansteigen lassen.