Lange Zeit war das Studium in der Bundesrepublik gebührenfrei, manchenorts ist es das noch immer. Für Krippen und Kindergärten werden dagegen weithin noch immer Beiträge kassiert. Die Reaktion der Politik besteht bekanntlich nicht in der überfälligen Kostenbefreiung von Kitas, sondern in der Durchsetzung von Studiengebühren. Mit Ausnahme Thüringens werden sie inzwischen in sämtlichen Bundesländern ohne sozialdemokratische Regierungsbeteiligung verlangt. Zwei Drittel der Studenten in Deutschland sind davon betroffen. Bisher bezahle die Krankenschwester mit ihren Steuern für das Studium des Chefarztsohnes, die Verkäuferin für die Ausbildung des späteren Ministerialrates – so die gängige Begründung. Diese Ungerechtigkeit werde durch Studiengebühren zumindest gemindert. Zugleich soll den von der öffentlichen Sparwut ausgemergelten Universitäten damit zumindest etwas Linderung zuteil werden.
Erreicht wird damit genau das Gegenteil des angeblich Gewollten. Mit dem Argument, soziale Ungerechtigkeit abzumildern, werden gerade junge Menschen aus ärmeren Schichten vom Studium abgeschreckt. Und deren Anteil an den Studenten hat sich seit 1982 fast halbiert, auf inzwischen nur noch 13 Prozent. Das ist eine in der westlichen Welt wohl einmalige Skandalziffer. Zwischenzeitliche Fortschritte haben sich wieder verflüchtigt. So hatte sich die Schere zwischen der Zahl der Abiturienten und der der Studienanfänger gegen Ende der 90er Jahre geschlossen.