Ausgabe Januar 2008

Reaktoren für die Revolution?

Die Symbolik war machtvoll: Mahmud Ahmadinedschad und Hugo Chávez bei ihrem Treffen im September in Caracas, in „Bolivarianischer Umarmung“ fest umschlossen. Chávez selbst war seit 1999 bereits sechs Mal in Teheran, zuletzt im Juli 2007. Iran und Venezuela haben eine Partnerschaft im Geiste einer Revolution geschlossen, die mittlerweile weit über ihre gemeinsame Mitgliedschaft in der OPEC hinausreicht: Beide Staaten eint ihre kämpferische antiamerikanische Rhetorik, das Bestreben, in ihrer jeweiligen Region die politische Vorreiterrolle zu übernehmen und als Rohstofflieferant Einfluss auf den Westen zu nehmen.

Doch trotz vereinbarter Zusammenarbeit in mehreren Wirtschaftssektoren und (noch begrenztem) Technologieaustausch im Bereich Petrochemie bzw. Erdgasverflüssigung beschränkt sich die Allianz zwischen Iran und Venezuela bisher größtenteils auf symbolische Akte. Denn die Unterschiede zwischen beiden Staaten sind enorm: vor allem mit Blick auf ihre Ideologien, die Art und Zahl ihrer regionalen Verbündeten sowie ihre politischen Ziele (regionales Dominanzstreben im Iran versus regionaler Integration in Venezuela). Es ist also nicht davon auszugehen, dass es sich bei dieser selbsterklärten „Achse des Guten“ bereits um eine belastbare Allianz handelt.

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In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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