Viele Südafrikaner und langjährige Beobachter des Landes fühlten sich Mitte Mai dieses Jahres in die Hochphase der Apartheid und der Kämpfe in den Townships zurückversetzt: Sie sahen Bilder von Menschen, die gejagt und getötet wurden. Sogar die berüchtigte Halskrause – ein brennender Autoreifen um den Hals, mit dem damals vermeintliche Verräter gelyncht wurden – wurde wieder gesichtet. Die Flüchtlinge, die vor dem Mob um ihr Leben rannten, waren dieses Mal aber keine Südafrikaner – es waren afrikanische Ausländer.
Die ersten Gewaltexzesse, die von den Armenvierteln Johannesburgs rasch auf weitere Großstädte übergriffen, scheinen einem ähnlichen Muster gefolgt zu sein: Nach Massenveranstaltungen, die dringende Probleme in den Townships ansprachen – sei es mangelnde Infrastruktur, hohe Kriminalität oder, wie in Kapstadt, sogar die Ausländerfeindlichkeit – begannen Gangs, vermeintliche oder wirkliche Ausländer zu jagen. Ob die ersten Täter tatsächlich Inkatha-Anhänger aus KwaZulu-Natal waren, die vornehmlich in den Männerwohnheimen (sogenannten Hostels) in den Townships Gautengs unter erbärmlichen Bedingungen hausen, ist nicht geklärt. Beobachter berichteten, dass der Mob die Menschen auf Zulu (in Kapstadt allerdings auf Xhosa) ansprach.