Die Bundeswehr zwischen Nichtbeachtung und Überforderung
Neuer Anschlag auf Bundeswehr“, „Tote an deutsch-afghanischem Kontrollpunkt“, „Angriffe auf die Bundeswehr in Afghanistan“ 1 – für deutsche Medien sind das Nachrichten. Getötete oder verletzte Soldaten tauchen auf den Titelseiten der Zeitungen und in der Tagesschau auf. Schusswechsel mit deutscher Beteiligung und Anschläge auf Bundeswehrsoldaten lassen politische Akteure in Berlin tief betroffen vor Kameras, Mikrofone und Notizblöcke treten. Auch die kleinste Lokalzeitung sieht sich zu einem Kommentar genötigt. Würden Medien und Parlamentarier in den Vereinigten Staaten oder Großbritannien ähnlich auf solche Ereignisse reagieren, hätten sie kaum noch Platz für andere Meldungen.
Doch für die deutsche Öffentlichkeit sind Schießen und Sterben noch nicht Routine. Als Krieger fühlt man sich nach wie vor unwohl. Die Erfahrung der Belgier, Briten, Franzosen und Niederländer, die in den Jahrzehnten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs den Verlust ihrer Kolonialreiche militärisch hinauszuzögern versuchten, blieb Deutschland aufgrund des Verlusts der Kolonien bereits nach dem Ersten Weltkrieg erspart. Die Mehrheit der Bundesbürger ist groß geworden ohne deutsche Soldaten im Krieg. Und für diejenigen, die den Zweiten Weltkrieg noch erlebt haben, ist der Einsatz von Militär vor allem als Weg in eine selbst verschuldete Katastrophe in Erinnerung geblieben. Krieg ist für sie eine existenzielle Bedrohung, der Krieg fand zu Hause statt.