In der zweiten Novemberwoche machten die Weltbörsen kurzzeitig einen Freudensprung – ein seltenes Ereignis in Zeiten der Krise. Der Grund hierfür: Es war bekannt geworden, dass die chinesische Regierung ein großes Konjunkturprogramm plant. Über zwei Jahre sollen zusätzliche öffentliche Ausgaben in Höhe von 460 Mrd. Euro, 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) getätigt werden, vor allem in den Bereichen Wohnungsbau, Infrastruktur, Gesundheit, Bildung und Umweltschutz. Auch wenn sich die Stimmung an den Börsen rasch wieder eintrübte, so macht dieses Ereignis schlaglichtartig deutlich, dass die Uhren der Weltwirtschaft inzwischen anders gehen. Dies wurde durch die wenig später erfolgende Einbeziehung der G 20-Schwellenländer ins globale Krisenmanagement bestätigt.
Die klassischen Industrieländer (Japan, Nordamerika, Westeuropa) erzeugen bereits heute nur noch die Hälfte der globalen Güter und Leistungen, die andere Hälfte entsteht in aufstrebenden Transformations- und Entwicklungsländern. In den letzten 25 Jahren ist die Produktion dort doppelt so rasch gewachsen wie in den “alten” Industriestaaten. Kurz: Die globalen Kräfteverhältnisse verändern sich.
Die Finanzmarktkrise unterstreicht vor allem, dass die Entwicklungsländer nicht mehr einseitig am Tropf der Industrieländer hängen. Das bedeutet allerdings nicht, dass sie resistent wären gegen deren Krisen.