Seit dem Amtsantritt des erklärten Irakkriegsgegners Barack Obama und dem angekündigten weitgehenden Abzug der US-Streitkräfte aus dem Land scheint auch die hiesige Öffentlichkeit auf eine Wende zum Besseren zu vertrauen. Ob diese Wahrnehmung allerdings der tatsächlichen Entwicklung im Zweistromland entspricht, mag man mit Fug und Recht bezweifeln. Denn die fortgesetzte Islamisierung weiter Teile des Landes und die massenhafte Flucht von Angehörigen anderer Glaubensrichtungen illustrieren, dass die negativen Folgen der Invasion alliierter Truppen im März 2003 weiterhin anhalten.
Viel zu wenig mediale Beachtung erfährt dabei die irakische Innenpolitik. Dabei zeigt ein Blick auf die erschütternde Lage der Frauen, wie schlecht es um das Land auch und gerade sechs Jahre nach dem Sturz Saddam Husseins bestellt ist. Krieg, internationale Sanktionen und die zunehmende Politisierung ethnischer und religiöser Identitäten haben zu erheblichen Rückschlägen für die soziale Position der Frauen im Irak geführt.
Historischer Rückblick
Ironischerweise waren irakische Frauen lange Zeit Pionierinnen der Gleichstellung im Mittleren Osten. Auch rechtlich war der Irak hinsichtlich der Gleichberechtigung von Mann und Frau den anderen Ländern der Region weit voraus. Bereits 1970, zwei Jahre nach der Machtübernahme durch die säkulare Baath-Partei, erhielt diese Verfassungsrang; zehn Jahre später wurde den irakischen Frauen das Wahlrecht zuerkannt.