Wenn Mitte November die Regierungen in Rom zum Welternährungsgipfel zusammenkommen, müssen sie Rechenschaft ablegen über einen skandalösen Weltrekord: Erstmals in der Menschheitsgeschichte sind über eine Milliarde Menschen chronisch unterernährt – trotz einer Rekordgetreideernte im Jahr 2008, trotz gesunkener Nahrungsmittelpreise und trotz zahlreicher internationaler Konferenzen und Initiativen während der letzten zwei Jahre. 1
Offenbar hat die internationale Staatengemeinschaft im Kampf gegen den Hunger versagt. Jetzt droht die Zuständigkeit für Welternährungspolitik zudem fast gänzlich der Weltbank und den G20 übertragen zu werden – wenn es nicht doch noch ein Comeback der Vereinten Nationen gibt, in der auch ärmere Länder eine Stimme haben.
Die UN-Welternährungsorganisation FAO schätzt, dass die Anzahl der chronisch Unterernährten zwischen 2005 und 2008 infolge der steigenden Agrarpreise von 850 auf 915 Millionen emporschnellte. Obwohl die Weltmarktpreise seit Herbst 2008 wieder sinken, folgte im Juni 2009 die nächste Hiobsbotschaft: Die Anzahl der Hungernden werde 2009 etwa 1,02 Milliarden erreichen – trotz einer globalen Rekordgetreideernte 2008 und ähnlich guten Erträgen 2009.