Die mittlerweile grassierenden Gedankenspiele über eine „G2“, ausgehend von der Hypothese, China und die Vereinigten Staaten stünden jetzt auf einer Stufe, seien Partner oder übten als Supermächte-Paar vereint die Weltherrschaft aus, habe ich nie verstanden. Wird denn irgendeine dieser Vorstellungen, die zuletzt die Berichterstattung über Barack Obamas Asientour prägten, der Realität wirklich gerecht?
Von Sowjetrussland und den Vereinigten Staaten konnte man mit einer gewissen Berechtigung als den beiden Supermächten sprechen, weil sie die ideologische Dynamik des Kalten Krieges schufen, in dessen Zentrum sie standen – als die beiden grundsätzlichen und unentbehrlichen Gegenspieler, wie es zumindest anfangs aussah, damals in den 1950er und 60er Jahren. Doch selbst zu jener Zeit enthielt eine derartige Weltsicht mehr Übertreibungskraft als Substanz, auch wenn die Protagonisten vielleicht anders darüber dachten, da schließlich beide sich in der Rolle gefielen, einer der „Zwei Großen“ dieser Welt zu sein.
Im Falle China/Amerika haben wir die bescheidene Abschlussbemerkung Wen Jiabaos, des Ministerpräsidenten, China sei und bleibe einstweilen ein Entwicklungsland und sei noch längst nicht darauf eingestellt, eine echte Partnerschaft mit den Vereinigten Staaten einzugehen.