Ausgabe Juni 2010

Von der Griechenlandkrise zum Euro-Kollaps?

Nach langem Gezerre hat der Bundestag am 7. Mai 2009 die in der Öffentlichkeit heftig diskutierten Notkredite für Griechenland beschlossen. Mit Garantie des Bundes soll die KfW-Bank den Griechen 22,4 Mrd. Euro leihen – im Rahmen einer ersten Tranche des Hilfspaketes der Euro-Partnerstaaten und des Internationalen Währungsfonds (IWF), das Athen über die kommenden drei Jahre insgesamt bis zu 110 Mrd. Euro zur Verfügung stellen könnte. Nur zwei Tage später beschlossen die EU-Finanzminister einen neuen Notfonds mit einem Volumen von insgesamt fast 700 Mrd. Euro, um auch anderen Euro-Staaten unter Druck zur Hilfe kommen zu können. Dabei handelt es sich um das größte Maßnahmenpaket, das in der Geschichte der Europäischen Gemeinschaft je verabschiedet wurde.

Ökonomen rechtfertigen diese Kredite längst nicht mehr nur mit der Gefahr, die von einer Zahlungsunfähigkeit Griechenlands ausginge. Wenn jetzt nichts getan wird, könnten bald auch andere Länder der Eurozone mit großen Staatsdefiziten ähnliche Probleme wie Griechenland bekommen. Und tatsächlich gehen die gegenwärtigen Angriffe aggressiver Finanzmarktakteure weit über einzelne Länder hinaus und richten sich dezidiert gegen die europäische Währung als solche.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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