Die polnisch-russische Gedenkfeier für die Ermordeten von Katyn wurde durch den Absturz der polnischen Präsidentenmaschine jäh überschattet. Die anschließende gemeinsame Trauer über das Flugzeugunglück brachte Polen und Russen einander näher, als es in den letzten Jahrzehnten der Fall war.
Ob sich allein hieraus neue Wege der Verständigung und Kooperation auftun werden, bleibt indes offen – zumal sich der Kreml dieser Tage bereits auf ein anderes Gedenken vorbereitet, nämlich an den 65. Jahrestag des Sieges im „Großen Vaterländischen Krieg“ unter dem damaligen Oberbefehlshaber Generalissimus Stalin am 9. Mai 1945.[1] Immerhin bleibt Stalin den Russen dabei wenigstens bildlich weitgehend erspart. Wiktor Chrekow, Kanzleichef von Ministerpräsident Wladimir Putin und derzeit Regisseur der Jubel-Feiern, will unter 2000 Sieges-Plakaten nur zehn mit dem Porträt Stalins zulassen – auf ausdrücklichen „Wunsch von Kriegsveteranen“ und gegen die Proteste all jener, die Stalin-Porträts als „unsittlich“ empfinden angesichts der „Millionen Opfer unter seiner Herrschaft“.
Vom gestrigen Sieg zu heutigen Niederlagen
Doch ob Bild oder Phantom: Die bevorstehenden Feiern werden weithin eine Hommage an Stalin sein, wie bereits Ende März auf der Leipziger Buchmesse deutlich wurde.