Ausgabe November 2010

Showdown in Ostasien

Vorbei sind die Tage, als der erste Ministerpräsident der Demokratischen Partei Japans (DPJ), Yukio Hatoyama, im September 2009 das Prinzip der „brüderlichen“ (yuai) Außenpolitik verkündete und die Schaffung einer „asiatischen Gemeinschaft“ nach dem Vorbild der EU forderte.[1] Denn ein Jahr später ereignete sich am 7. September ein Zwischenfall, der das dünne Eis der Verständigung, das sich in den letzten Jahren zwischen Peking und Tokio gebildet hatte, zerbrach. Und auch wenn beide Seiten inzwischen an seiner Neubildung arbeiten – beim Asien-Europa-Gipfel (ASEM) in Brüssel kam es am 4. Oktober zu einem ersten Zusammentreffen der Ministerpräsidenten beider Länder seit Ausbruch der Krise –, wird es doch für lange Zeit brüchig bleiben.

Besagter Zwischenfall sah auf den ersten Blick harmlos aus: Ein chinesischer Fischtrawler hatte vor der Senkaku-Inselgruppe im Ostchinesischen Meer zwei Patrouillenboote der japanischen Küstenwache gerammt, woraufhin der Kapitän des Trawlers von den Japanern inhaftiert wurde. Um die territoriale Zugehörigkeit der Senkaku-Inseln liegen Peking und Tokio jedoch seil langem im Streit. Die chinesische Führung reagierte daher äußerst heftig auf die Inhaftierung des Kapitäns und sagte bilaterale Verhandlungen über die Ausbeutung der Erdgas- und Ölvorkommen in einem benachbarten Seegebiet ab.

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