Die Lehre der letzten Dekade
Bilanziert man die erste Dekade des 21. Jahrhunderts unter friedenspolitischen Gesichtspunkten, kommt man zu einem höchst ambivalenten Ergebnis. Einerseits hat im Gefolge des 11. September 2001 und des von George W. Bush ausgerufenen „Krieges gegen den Terror“ die Theorie des „gerechten Krieges“ eine erstaunliche Renaissance erlebt. Der liberale amerikanische Sozialphilosoph Michael Walzer diagnostizierte zwischenzeitlich gar den Sieg der von ihm schon lange vertretenen „Lehre vom gerechten Krieg“. Andererseits hat das Scheitern der jüngsten militärischen Interventionen, von Irak bis nach Afghanistan, die Untauglichkeit dieses Konzeptes brutal aufgezeigt. Umso mehr, so das Ergebnis der vergangenen Dekade, kommt es darauf an, nicht-militärische Alternativen zu bedenken und mit der Theorie des „gerechten Friedens“ ein friedenspolitisches Gegenkonzept zu etablieren.
Die Frage zu beantworten, was konkret friedenspolitisch zu tun sei, ist Aufgabe der Wissenschaften, nicht zuletzt natürlich der Friedens- und Konfliktforschung; aber es ist auch die Aufgabe von Organisationen und Institutionen wie den Kirchen, deren Botschaft in Gesellschaft und Politik oft weit mehr gehört wird als die detaillierte Expertise einzelner Wissenschaften.