Ausgabe August 2011

Ostasien auf Integrationskurs?

Ende Juni d. J. besuchte Chinas Ministerpräsident, Wen Jiabao, die Bundesrepublik.Bereits vor dem Gipfeltreffen der beiden weltweit führenden Exportnationen hatte Peking die Zusammenarbeit ausdrücklich gelobt: Das Reich der Mitte sieht sich Deutschland gar in einer „strategischen Partnerschaft“ verbunden – von der Kooperation bei der Bankenaufsicht über Wissenschaft und Technologie bis zum Jugendaustausch

Diese Bewertung lässt aufhorchen angesichts der wirtschaftlich, aber auch sicherheitspolitisch immer bedeutsameren Rolle Chinas. Denn Peking erlangt mehr und mehr Dominanz in der ostasiatischen Region.[1]

Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob das Land in absehbarer Zeit Teil einer machtvollen Ostasiatischen Gemeinschaft werden wird. Erstmalig vor 20 Jahren von der Expertengruppe East Asia Vision Group ins Spiel gebracht, wird das Ziel der Schaffung einer Ostasiatischen Gemeinschaft regelmäßig auf den Gipfeltreffen der „ASEAN+3“ bestätigt. Darunter fallen die zehn Länder des „Verbands südostasiatischer Nationen“(ASEAN)[2] sowie China, Japan und Südkorea.

Weder Inhalt noch Mitgliedschaft der ASEAN+3 wurden jedoch genau definiert. Dabei sah es bis 2005 so aus, als würde mit dem Ostasien-Gipfel die tragende Institution dafür geschaffen.

Sie haben etwa 11% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 89% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (9.50€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Koloniale Nachwehen: Der Kampf um Kaschmir

von Amadeus Marzai

Ein brutaler Terroranschlag riss am Nachmittag des 22. April das idyllische Baisaran-Gebirgstal im von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs aus seiner Ruhe. Es war der Beginn einer rapiden Eskalation im seit jeher angespannten indisch-pakistanischen Verhältnis und könnte sogar zum Ausgangspunkt eines größeren Krieges zwischen den beiden Nuklearmächten werden.

Südkorea: Vom Putschversuch zur Richtungswahl

von Fabian Kretschmer

Es ist mehr als nur ein Klischee, dass die südkoreanische Demokratie zu den lebhaftesten in ganz Asien zählt. Seit der Wahlkampf Anfang Mai offiziell eingeläutet wurde, sind die gläsernen Fassaden der Bürotürme in der Hauptstadt Seoul mit riesigen Plakaten der Spitzenkandidaten zugepflastert.

Vom kleinen zum großen Bruder

von Ulrich Menzel

Wenige Tage vor der Winterolympiade 2022 in China reiste Wladimir Putin zu einem Gipfeltreffen mit Staatschef Xi Jingping nach Peking, um Rückendeckung für die geplante Invasion der Ukraine zu bekommen, die er nur drei Wochen später beginnen sollte. Am 4. Februar 2022 verkündeten Putin und Xi in einer gemeinsamen Erklärung die „grenzenlose Freundschaft“ ihrer beiden Länder in der Auseinandersetzung mit dem „absteigenden Westen“.