Ausgabe Februar 2011

Die Schleifung des Rechts

Zehn Jahre Antiterrorkrieg

So wie das vergangene Jahr endete, nämlich mit Terrorwarnungen der Bundesregierung, so begann das neue: mit dem terroristischen Anschlag auf eine koptische Kirche in Kairo während der Neujahrsmesse. Beide Ereignisse verweisen auf das eigentliche Zentralereignis der vergangenen Dekade, den 11. September 2001, dessen zehnjährige Wiederkehr bereits jetzt ihren Schatten vorauswirft. Die Terroranschläge von New York und Washington haben nicht nur eine neue Phase des internationalen Terrorismus manifestiert. Sie haben auch unser rechtliches Kategoriensystem erschüttert. Zentral geht es dabei um die Frage, ob das bisherige Recht noch mit den Mitteln der bewährten Rechtsgrundsätze und Rechtsbegrenzungen auf die gegenwärtigen Tendenzen zur Entgrenzung der Gefahr, der Entstaatlichung des Krieges und der Auflösung der hergebrachten Unterschiede zwischen innerer und äußerer Sicherheit reagieren kann oder ob es im Prozess der unterschiedlichsten Präventionsstrategien selbst zunehmend entgrenzt wird.

Interessanterweise haben dies Nichtjuristen früher erkannt als professionelle Rechtswissenschaftler. Für Ulrich Beck ging mit dem Angriff auf die Twin Towers ein Zerfall unserer herkömmlichen politischen und juristischen Grammatik einher.

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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