Nach ihrer Entführung im Jahr 2002 und während der darauf folgenden sechsjährigen Gefangenschaft der kolumbianischen Politikerin Ingrid Betancourt waren die „Bewaffneten Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens“ (FARC) regelmäßig in den Medien. Doch seit der Befreiung Betancourts vor fast drei Jahren ist die Berichterstattung zur FARC abgeflaut – ungeachtet der anhaltenden Gefechte mit dem Militär und entsprechender Opferzahlen. Kolumbiens neuer Präsident, Juan Manuel Santos, hatte zu seinem Amtsantritt im vergangenen Jahr angekündigt, die Politik der „harten Hand“ gegenüber der FARC fortsetzen zu wollen. Und wie zum Beweis ermordete das Militär im September 2010 den FARC-Anführer Mono Jojoy.
In Europa und den USA werden die FARC für gewöhnlich nur negativ wahrgenommen. Doch die gesellschaftliche Funktion der Organisation lässt sich nicht nur an ihren kriminellen Aktivitäten wie Entführungen und Attentaten festmachen. Seit nunmehr 50 Jahren behaupten die FARC sich sowohl gegenüber den – auch dank der Unterstützung durch die USA – zahlenmäßig und materiell weit überlegenen kolumbianischen Streitkräften, als auch gegenüber den von Wirtschaftseliten gesponserten mächtigen Paramilitärs.