Ausgabe September 2011

Schwarz-gelbes Elend

Eine Halbzeitbilanz der christlich-liberalen Sozialpolitik

Zwei Jahre nach Bildung der bürgerlichen „Wunschkoalition“ (Guido Westerwelle) stellt sich die Frage, ob diese der Überschrift ihres Koalitionsvertrages gerecht wurde und tatsächlich „Wachstum – Bildung – Zusammenhalt“ gestärkt hat. Wenn man jedoch den Anspruch, Zukunftsperspektiven der jungen Generation und die gesellschaftliche Kohäsion zu stärken, mit der Realität der schwarz-gelben Gesetzgebungstätigkeit vergleicht, stellt man fest: Das Gegenteil ist der Fall. Trotz ihres wohlklingenden Programms gefährdet die Koalition gerade den sozialen Zusammenhalt, weil ihre Politik zum weiteren Zerfall der Gesellschaft in Arm und Reich beiträgt.[1]

Zu Beginn ihrer Regierungszeit betrieben CDU, CSU und FDP noch eine geschickte „Sozialcamouflage“.[2] Als ihren ersten gemeinsam gefassten Beschluss verkündeten die Regierungsparteien, dass sie das Altersvorsorge-Schonvermögen für Hartz-IV-Bezieher in Höhe von bisher 250 Euro auf 750 Euro pro Lebensjahr verdreifachen wollten. Zudem sollte die Klausel entfallen, wonach eine selbst genutzte Immobilie nur dann zum Schonvermögen gehört, wenn sie eine „angemessene Größe“ hat. Schließlich wollte man die Zuverdienstgrenzen bei Hartz IV erhöhen, um Transferleistungsbeziehern mehr „Arbeitsanreize“ zu bieten.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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Sie düsen in Privatjets um die Welt, um Immobilien und Konzernketten an sich zu reißen. Sie kaufen ganze Landschaften und Inseln, um sich dort im größten Luxus abzukapseln. Sie übernehmen Massenmedien, um sich selbst zu verherrlichen und gegen Arme und Geflüchtete zu hetzen.