Es gibt wohl nur wenige politische Aussagen, über die von links bis rechts ein derart weitreichender Konsens zu bestehen scheint wie über die Feststellung, dass mit Bildungspolitik die bessere Sozialpolitik betrieben werde. Diese Auffassung kritisiert im Folgenden Patrick Schreiner.
Bildungspolitik, heißt es oft, ist die beste Sozialpolitik. Von ihr wird erwartet, Probleme wie Armut, Ausgrenzung oder Arbeitslosigkeit zu lösen. Und tatsächlich scheinen die statistischen Daten diesen Konsens zu stützen. So zeigen Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), dass die Beteiligung am Erwerbsleben in allen untersuchten Ländern tendenziell zunimmt, je höher der individuell erreichte Bildungsgrad ist. Bei Bildungsabschlüssen unterhalb des Sekundärbereichs betrug 2009 die Erwerbsbeteiligung im OECD-Durchschnitt 59,6 Prozent bei Männern und 35,2 Prozent bei Frauen. In den verschiedenen Stufen des oberen Sekundärbereichs lagen die entsprechenden Werte hingegen schon bei etwa 80 Prozent für Männer und etwa 65 Prozent für Frauen. Im tertiären Bildungsbereich (Hochschulabschluss) wurden sogar Werte von fast 90 Prozent für Männer und 80 Prozent für Frauen erreicht.