Die mexikanischen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am 1. Juli kommen keinen Tag zu früh: Im Land hat sich ob der Zunahme von Armut, Gewalt und ungeahndeter Kriminalität eine Frustration angestaut, die dringend eines Ventils bedarf. Dass es ein solches gibt, dass sich die Wähler zwischen vier Präsidentschaftskandidaten und sieben Parteien frei entscheiden können und am geordneten Übergang von den amtierenden zu den neuen Amtsträgern kaum ein Zweifel besteht, ist keine Selbstverständlichkeit. Wie in den meisten anderen Ländern Lateinamerikas ist die Demokratie in Mexiko eine junge Errungenschaft. Dennoch stellt sich die bange Frage, ob die bevorstehenden Wahlen den Druck im mexikanischen Kochtopf tatsächlich zu senken vermögen oder ob sie ihn nicht gar noch weiter erhöhen.
Empörte Bürger und diskreditierte Parteien
Für die Ventilwirkung der Wahlen spricht, dass die konservative Partei der Nationalen Aktion (PAN) nach zwölf Jahren die Regierungsverantwortung wird abgeben müssen. Ihre Präsidentschaftskandidatin, Josefina Vázquez Mota, liegt in allen Umfragen weit zurück. Der absehbare Machtwechsel nährt die Hoffnung auf eine Veränderung des katastrophalen Status quo, denn für manche Mexikaner kann eine Veränderung nur gleichbedeutend sein mit einer Verbesserung.