Zum ersten Mal, seitdem der Eurobarometer die Gefühlslage in der Gemeinschaft misst, spricht sich eine klare Mehrheit der Befragten gegen die Aufnahme weiterer Staaten in die Europäische Union aus. In diesem Frühjahr lehnten 53 Prozent eine Erweiterung der EU ab. Am negativsten war die Einstellung in Deutschland: Nur 20 Prozent würden die Aufnahme neuer Staaten in die EU begrüßen. In Zeiten, in denen einigen Mitgliedsländern der Staatsbankrott droht und das Ansehen der Europäischen Union in der Bevölkerung sinkt, ist die Angst in der EU groß, sich weitere „Problemfälle“ aufzubürden. Dabei hätten gerade die Westbalkanländer und insbesondere Serbien, der größte und politisch wichtigste Staat unter ihnen, ausländische Hilfe dringend nötig, denn die Wirtschaftskrise hat die Region fest im Griff. Serbien hat im letzten Vierteljahrhundert nur kurze Abschnitte ohne ökonomische Krise, politische Konfrontationen oder gar gewaltsame Konflikte erlebt. Für den überwiegenden Teil der 7,3 Millionen Bürgerinnen und Bürger des Landes geht es seit Langem nur noch ums nackte Überleben: Vier Fünftel empfinden laut jüngeren Meinungsumfragen Unzufriedenheit, Wut, Machtlosigkeit, Angst und Resignation.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.