Ausgabe April 2013

Papst Franziskus, der Politiker

Kein Italiener, kein Europäer – mit Jorge Mario Bergoglio wurde erstmals ein Lateinamerikaner zum Oberhaupt der Römisch Katholischen Kirche gewählt, ein Argentinier. Was kann Lateinamerika, wenn überhaupt, von Papst Franziskus erwarten?

Zunächst einmal dürfte klar sein, dass Franziskus politischen Einfluss in der Region anstreben wird, ganz ähnlich wie Papst Johannes Paul II. seine Autorität in seinem Heimatland Polen und ganz Mitteleuropa in dem Jahrzehnt nutzte, das mit dem Untergang des Kommunismus endete. Als Jesuit wurde Bergoglio in einem Orden geprägt, der im 16. Jahrhundert zur Bekämpfung der protestantischen Reformation entstand und für seine innerkirchliche Machtstellung ebenso berühmt ist wie für sein Streben nach weitergehendem politischen Einfluss. Es ist daher nicht überraschend, dass Bergoglio der Politik, selbst aus religiöser Sicht, stets einen zentralen Platz in seinem Wirken einräumte.

So hat er kein Blatt vor den Mund genommen, wann immer er sein Missfallen an der Regierungsweise der argentinischen Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner und ihres Vorgängers und Gatten Néstor Kirchner zum Ausdruck brachte.

Sie haben etwa 19% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 81% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (9.50€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

USA vs. Brasilien: Zollkrieg als Geopolitik

von Frederico Füllgraf

Der Zollkrieg der USA gegen Brasilien hat nicht in erster Linie wirtschaftliche, sondern zuvörderst politische Gründe: Zum einen regiert in Brasilien mit Luiz Inácio Lula da Silva ein Politiker der Arbeiterpartei PT, zum anderen geht die brasilianische Justiz seit dem von Ex-Präsident Jair Bolsonaro angezettelten Putschversuch vom 8. Januar 2023 entschieden gegen den Rechtsextremismus im Land vor.