Ausgabe August 2013

Griechenland: Vertiefung der Schocktherapie

Die griechische Gesellschaft erlebte eine Eruption des Widerstands, nachdem Ministerpräsident Antonis Samaras von der konservativen Nea Dimokratia (ND) am 11. Juni überraschend durch seinen Regierungssprecher Simos Kedikoglou die Schließung des 1938 gegründeten Staatsrundfunksenders ERT bekannt gab.

Die Maßnahme, per Notstandsverordnung am Parlament vorbei erlassen, erinnerte an einen Coup d’État: Innerhalb weniger Stunden schaltete die Polizei die großen Rundfunkantennen auf den Bergen rund um Athen und in anderen Städten Griechenlands ab, 2700 Beschäftigte standen von einem Moment auf den anderen ohne Arbeit da. Und auch die Antwort glich der auf einen Staatsstreich: Nach kurzer Zeit strömten tausende Athenerinnen und Athener auf das Rundfunkgelände und besetzten es gemeinsam mit den ERT-Beschäftigten – bis heute sind sie nicht gewichen, obwohl das höchste griechische Verwaltungsgericht die Schließung wenige Tage später per einstweiliger Verfügung für nichtig erklärte.[1]

Mit einer solchen Stärke des Widerstands hatte Griechenlands Ministerpräsident offenbar nicht gerechnet.

Kedikoglous Rede zeigt eindrücklich, mit welch kühl kalkulierter Diffamierung die Regierung bei der Schließung des Rundfunks zu Werk ging.

Sie haben etwa 8% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 92% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (9.50€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema