Ausgabe Februar 2013

»Die Rechte« in Bewegung

Die Neonaziszene steht unter Druck: Die eher zufällige Aufdeckung des für zehn Morde verantwortlichen „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) im Herbst 2011 setzte die Sicherheitsbehörden massiv unter Zugzwang. Doch anstatt in den betroffenen Behörden konsequenter durchzugreifen, um die Ursachen des eigenen Versagens zu beseitigen, diskutierten Politik und Gesellschaft reflexartig über ein Verbot der NPD.

Dabei war ein erster Anlauf, der mitgliederstärksten rechtsextremistischen Partei juristisch den Garaus zu machen, 2003 vor dem Bundesverfassungsgericht gescheitert. Für drei der sieben Richter stellte der Umstand, dass die NPD-Führungsgremien mit „V-Männern“ durchsetzt waren, ein nicht mit dem Rechtsstaat zu vereinbarendes Verfahrenshindernis dar. Diese Klippe versuchten die Landesinnenminister zu umschiffen, indem sie in den vergangenen Jahren ihre Spitzel „abschalteten“ und eine Materialsammlung zusammenstellen ließen, die sich überwiegend aus öffentlichen Quellen speist. Trotzdem bleibt der erneute Gang nach Karlsruhe eine höchst unsichere Angelegenheit. Während neben den SPD-geführten Landesregierungen die Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Lorenz Caffier (CDU), und Bayern, Joachim Herrmann (CSU), für einen zweiten Verbotsantrag stritten, zeigten sich einige ihrer Unionskollegen skeptisch.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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