Eine Gemeinschaftswährung ohne Gemeinschaft hat keine Zukunft
Die Eurokrise geht ins fünfte Jahr und überrollt ein Land nach dem anderen. Die Gemeinschaftswährung wird von den frei schaltenden Akteuren auf den Finanzmärkten als Vehikel der wilden Spekulation genutzt; zurück bleiben Spekulationsruinen, die die schönsten Landschaften verschandeln, und eine in Armut und Elend abgedrängte Bevölkerung. Nicht allgemeiner Wohlstand, sondern soziale Exklusion ist das Ergebnis der unsichtbaren Hand auf freien Märkten und der fühlbaren Funktionsmechanismen der europäischen Währungsunion.
Ähnliche Erfahrungen wie derzeit in Europa mussten die Menschen in der Schuldenkrise der „Dritten Welt“ in den 1980er Jahren machen, die asiatischen und lateinamerikanischen Schwellenländer ein Jahrzehnt später oder die Hypothekenschuldner der USA in der Subprime-Krise nach 2007. In jeder der erwähnten Krisen hatten sich private Finanzinstitute radikal verspekuliert und wurden mit viel Geld gerettet, wenn sie als „systemrelevant“ definiert wurden. Diese Manöver haben die öffentlichen Schulden nach oben getrieben. Gemessen am Sozialprodukt betragen sie im Euroraum durchschnittlich bereits 90 Prozent, obwohl bei 60 Prozent die Maastricht-Latte liegt; in Italien sind es etwa 120 Prozent und in Griechenland 150 Prozent.