Ausgabe Mai 2013

Gegen das teure Leben: Afrika steht auf

Von der Französischen Revolution bis zum Arabischen Frühling: Nahrungsmittelpreiskrisen waren immer wieder Auslöser für politischen Protest bis hin zu revolutionären Umbrüchen. In mehr als 20 Staaten, die Mehrheit davon in Afrika, protestieren die Menschen seit mehr als fünf Jahren mit Hungeraufständen, Demonstrationen und Streiks gegen den Preisanstieg.[1]

Vor allem in Afrika sind Getreide, Speiseöl, aber auch Seife kaum noch bezahlbar. In Senegal, Nigeria, Somalia verdoppelten sich die Preise für Grundnahrungsmittel wie Reis oder Weizenmehl von 2007 bis 2008. 2009 sanken die Preise zwar vorübergehend, stiegen 2011 jedoch wieder an und haben sich seither auf hohem Niveau stabilisiert. Der Nahrungsmittelpreisindex der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) lag Mitte 2012 doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Jahre 2002-2004.[2]

Neben dem hohen Ölpreis liegen die Ursachen für die explodierenden Nahrungsmittelpreise in der gestiegenen Nachfrage nach Agrarkraftstoffen und in Spekulationen. Doch anders als die Bezeichnungen „Hungeraufstände“ oder „Brotrevolten“ vermuten lassen, geht es dabei nicht (nur) um hohe Nahrungsmittelpreise. In der mosambikanischen Hauptstadt Maputo entzündeten sich die Proteste beispielsweise am steigenden Fahrpreis für die innerstädtischen Minibusse.

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