Ausgabe Juni 2014

Jogo bonito, das schöne Spiel: Fußball als Utopie

Martin Walser zufolge „gibt es nichts Sinnloseres als Fußball – außer Nachdenken über Fußball“. Aus diesem Satz spricht die Ahnungslosigkeit des Bildungsbürgers von einem gesellschaftlichen Bereich, den er verachtet. Weniger überhebliche Menschen erfanden die zum short century[1] passende Formel vom Fußball „als der wichtigsten Nebensache der Welt“. Fußball ist dank der Ausbreitung des Fernsehens zum Weltzuschauersport Nr. 1 geworden. Das WM-Endspiel ist seit 1990 das Festival globaler Gleichzeitigkeit – ein Außenseiter, wer nicht zuschaut.

Fußball als Beitrag zur gesellschaftlichen Pazifizierung

Insider sahen die Sache schon in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit anderen Augen. Bill Shankly, der legendäre Manager des FC Liverpool, drückte es drastisch aus: „Manche Leute glauben, Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. [...] Ich kann Dir versichern, es ist viel, viel wichtiger als das.“ Fußball als Lebensform – für Bill Shankly (1913-1981) trifft das zu. In seiner Lebenszeit wurde Fußball zum Massensport, von dem und für den man leben konnte.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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