Ausgabe Juni 2014

Thomas Piketty oder Die Vermessung der Ungleichheit

Der Name Thomas Piketty dürfte sich bisher kaum allgemeiner Bekanntheit erfreut haben. Das scheint sich allerdings zu ändern, weil sie jetzt auch in englischer Sprache vorliegt: die großartige, weit ausgreifende Betrachtung dieses Professors der Paris School of Economics zum Thema Ungleichheit.[1] „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ gab es zunächst allein auf Französisch („Le Capital au XXI. siècle“). Dennoch ist Pikettys Einfluss schon heute fest begründet. Es hat sich zu einem Gemeinplatz entwickelt zu sagen, wir lebten in einem zweiten Gilded Age – oder, um mit Piketty zu sprechen, einer zweiten Belle Époque –, deren Kennzeichen der unglaubliche Aufstieg des obersten „einen Prozents“ der Einkommens- und Vermögensskala ist. Doch zum Gemeinplatz wurde diese Erkenntnis nur dank der Arbeit Pikettys. Er und einige wenige Kollegen (namentlich Anthony Atkinson in Oxford und Emmanuel Saez in Berkeley) sind nämlich die Pioniere neuartiger Statistikverfahren, die es ermöglichen, die Einkommens- und Vermögenskonzentration bis weit in die Vergangenheit zurückzuverfolgen – bis zum Anfang des vorigen Jahrhunderts in Amerika und Großbritannien, in Frankreich sogar bis zum Ende des 18. Jahrhunderts.

Das führte zur Revolutionierung unserer Auffassungen von den langfristigen Trends in Sachen Ungleichheit.

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (3.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Mythos grüne Digitalisierung

von Ingo Dachwitz, Sven Hilbig

Der Klang der Zukunft ist ein leises, elektrisches Dröhnen, das in den Knochen vibriert. Hier im Rechenzentrum herrscht niemals Stille. Es ist erfüllt von einem monotonen Chor mechanischer Flüstertöne.