Honduras als Experimentierfeld neoliberaler Utopien

Bild: Bratscher / photocase.de
Versagende Staaten könnten bald ungeahnte Anlagemöglichkeiten bieten. Das jedenfalls erwarten die Visionäre der sogenannten Charter Cities: In speziellen Zonen sollen Unternehmen den Platz von Regierungen einnehmen und ihre eigenen Regeln schaffen. Dieser wirtschaftsliberalistische Traum von einer Welt des unbegrenzten Wettbewerbs scheint seiner Erfüllung nun näher denn je zu kommen. Zum Experimentierfeld wird dabei das lateinamerikanische Honduras.[1]
Den Anstoß dazu gab eine TED-Konferenz in Oxford. Auf diesem Forum präsentieren Wissenschaftler, Intellektuelle und Künstler jährlich ihre Überlegungen unter dem Slogan „Ideas worth spreading“, Ideen, die es sich zu verbreiten lohnt. Im Jahr 2009 stellte der US-amerikanische Ökonom Paul Romer dort die Frage: „Warum braucht die Welt Charter Cities?“ Seine Antwort lautete: Damit die Entwicklungsländer der Armut entkommen. Romer skizzierte in einer perfekt inszenierten Präsentation eine Vision, die er in späteren Interviews und Artikeln konkretisierte: Entwicklungsländer sollen mehr oder weniger unbewohnte Regionen ausweisen, in denen ökonomisch prosperierende und sichere, kurz: perfekte Städte entstehen können – die Charter Cities.[2] Diese Zonen sollen staatlichem Einfluss weitgehend entzogen und stattdessen externen Experten unterstellt werden.