
Bild: BpB
Wie pluralistisch sollen ökonomische Lehrbücher sein? Wie viel Kritik am wirtschaftswissenschaftlichen Mainstream ist ihnen gestattet, zumal wenn sie von der öffentlichen Hand finanziert werden? Genau an diesen Fragen entzündete sich zuletzt eine Debatte, die in einem zwischenzeitlichen Verbot einer missliebigen Publikation gipfelte. Die Rede ist von „Ökonomie und Gesellschaft“, herausgegeben von Bettina Zurstrassen, Professorin für Didaktik der Sozialwissenschaften an der Universität Bielefeld. Der Sammelband war bereits im Februar 2015 bei der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) erschienen. Im Juli jedoch erließ das Bundesinnenministerium eine „vorrübergehende Aussetzung des Vertriebs“. Vorausgegangen war ein Protest der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Der BDA sah mit der Publikation den sogenannten Beutelsbacher Konsens verletzt, eine in den 1970er Jahren ausgehandelte Leitlinie, in der die bpb sich auf bestimmte Prinzipien für den Politikunterricht festgelegt hatte, darunter das sogenannte Überwältigungsverbot und Kontroversität. Dieser Konsens soll Einseitigkeit und Manipulation verhindern.
Das faktische Verkaufsverbot stieß auf massive Kritik, unter anderem von der IG Metall und der Deutschen Gesellschaft für Soziologie.