Ausgabe Februar 2015

Delhi: Versuchslabor des Kapitalismus

Rana Dasgupta ist in England geboren. Sein Vater ist Inder, der allerdings als junger Mann Delhi verlassen musste, weil Rana Dasguptas Großvater die Familie nicht mehr ernähren konnte. Dasguptas Vater entschied sich 1961, Richtung Europa einzuschiffen. Zu seinem Vorteil konnte er Englisch, weil er aus einem gebildeten Haushalt stammte, in dem bei Tisch Englisch gesprochen wurde. Er machte Karriere bei einem multinationalen Unternehmen in England und lernte eine junge Engländerin kennen. Sie wurde Rana Dasguptas Mutter.

Das alles erfährt man in dessen Buch „Delhi – Der Rausch des Geldes“, das von Barbara Heller und Rudolf Hermstein ganz wunderbar ins Deutsche übersetzt wurde. Rana Dasgupta selbst ist ein Schriftsteller, aufgewachsen in Cambridge, der nach dem Studium bei einer Marketingberatung in New York arbeitete. Seit dem Jahr 2000 lebt er dort, wo sein Vater herkommt – in Delhi. Er fuhr eigentlich nur wegen einer jungen Frau dorthin, in die er sich noch in New York verliebt hatte.

Dass Dasgupta in erster Linie Romanautor ist, merkt man seinem Buch in fast jeder Zeile an. Es ist ein persönliches Buch und ein expressives Porträt einer Stadt, ihrer Entstehung, ihrer Entwicklung und ihres Ist-Zustands am Anfang der 2010er Jahre. Es ist, und daraus schöpft es seine Kraft, ein Buch, das seinen Gegenstand einer leidenschaftlichen Betrachtung unterzieht.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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