Das Versagen des Nordens und die Ausweitung der Opferzone

Bild: CC0 Public Domain
Oft wird der Klimawandel der „menschlichen Natur“ angelastet oder der angeborenen Gier und Kurzsichtigkeit unserer Gattung. Oder man sagt uns, wir hätten unsere Umwelt so massiv und mit derart globalen Auswirkungen verändert, dass wir jetzt eben im Anthropozän lebten – dem Erdzeitalter des Menschen. In solchen Erklärungen der herrschenden Zustände schwingt eine ganz bestimmte, wenngleich unausgesprochene Botschaft mit: nämlich dass die menschliche Natur auf eine Formel reduziert werden kann, derzufolge diese Krise zwangsläufig aus ihr hervorgeht. Die Systeme, die bestimmte Mitglieder der Gattung Mensch geschaffen haben und denen andere sich energisch widersetzten, bleiben dabei gänzlich ausgeblendet – Systeme wie Kapitalismus, Kolonialismus oder das Patriarchat.
Dagegen hat es – glaubt man solchen Diagnosen – menschliche Systeme, die das Leben ganz anders organisierten, niemals gegeben: Systeme, die den Menschen abverlangen, sieben Generationen weit vorauszudenken, und fordern, dass sie nicht allein gute Bürger, sondern kommenden Generationen auch gute Ahnen und Erblasser sein sollten; Systeme, in denen die Menschen nicht mehr verbrauchen dürfen, als sie tatsächlich benötigen, und der Umwelt ihrerseits etwas zurückgeben müssen, um deren Regenerationszyklen zu schützen und zu bereichern.