Der Spanische Bürgerkrieg und die Pendelschläge der Geschichtspolitik

Bild: Public Domain (CC0 1.0)
Achtzig Jahre nach dem Beginn des Spanischen Bürgerkrieges (1936-39) ringt Spanien immer noch mit seinem Erbe. Der vom Putsch Francisco Francos und seiner Mitverschwörer ausgelöste dreijährige Krieg zwischen rebellischen Militärs und Republiktreuen kostete über einer halben Million Menschen das Leben und begründete eine knapp vierzigjährige Diktatur. Deren Menschenrechtsverletzungen sind immer noch ungesühnt. Und noch immer liegen 114 000 überwiegend republikanische Bürgerkriegsopfer anonym verscharrt unter der Erde.
Der Umgang mit Bürgerkrieg und Diktatur ist in Spanien von einer Art geschwätzigem Schweigen gekennzeichnet: Einerseits ist die Vergangenheit omnipräsent. Selbst im diesjährigen Wahlkampf flammten Bürgerkriegs-Topoi auf. Da sahen rechtskonservative Medien „Spanien vor den Türen des revolutionären Kommunismus“,[1] und perplex registrierte die spanische Öffentlichkeit, dass in der Kleinstadt Guadamur bei Toledo Diktator Franco anlässlich eines Stadtfestes als Staatsmann gefeiert wurde, der Spanien vor dem Zweiten Weltkrieg bewahrt habe.[2]
Andererseits wird der Konflikt bis heute jedoch kaum analysiert, kontextualisiert oder gar „aufgearbeitet“: Vergangenheitspolitische Initiativen hatten es in den vierzig Jahren seit Francos Tod stets schwer.