Die »Flüchtlingskrise« als Rückkehr des Verdrängten
Ein Jahr nach Beginn der sogenannten Flüchtlingskrise bestimmt das Thema weiterhin die Schlagzeilen in Deutschland und Europa. Doch eines wird dabei konsequent verdrängt: die koloniale Ursache der globalen Fluchtbewegung. Wer aber von der imperialen und kolonialen Vergangenheit Europas nicht reden will, sollte von der „Flüchtlingskrise“ schweigen.
Die Geschichte der Europäischen Union ist bis heute eine des silencing, des kommunikativen Beschweigens der kolonialen Vergangenheit. Was wir in der gegenwärtigen Flüchtlingskrise erleben, ist die längst fällige Wiederkehr des Verdrängten. Mit jenen Körpern, die sich zu Zehntausenden von Grenze zu Grenze schleppen und sich zu Hunderten in winzige, seeuntüchtige Boote drängen, kehrt es nach Europa zurück.
Verdrängt wurde jedoch nicht nur die koloniale Vergangenheit des Kontinents, die bis an die Schwelle der Gegenwart reicht, verdrängt wurde und wird auch der enge Zusammenhang der Krise mit Klimawandel und globaler Erwärmung, die die Bevölkerung Zentralafrikas in immer größeren Scharen zur Flucht aus dem verödenden Kontinent treibt.