Vor zwei Jahren, im Sommer 2015, eskalierte das, was in den Medien herkömmlicherweise als „Flüchtlingskrise“ bezeichnet wird. Dabei hatten sich bereits in den Monaten zuvor die Anzeichen gehäuft, dass sich immer mehr Menschen aus dem Nahen Osten, insbesondere aus dem umkämpften Syrien, auf den Weg nach Europa machen würden. Doch die Bundesregierung hatte lange Zeit sämtliche Anzeichen verdrängt.
Heute stellt sich die entscheidende Frage, inwieweit die Integration der Geflüchteten tatsächlich gelingt. Wird der unerwartet starke Zustrom dem Rekordhoch bei der Beschäftigung und dem Vierteljahrhunderttief bei der Arbeitslosigkeit ein jähes Ende bereiten – also vor allem der Union einen Strich durch die Rechnung machen und das Erreichen des soeben in ihrem Regierungsprogramm verkündeten Ziels der Vollbeschäftigung verunmöglichen? Oder sollte das jetzt bereits ein Jahrzehnt lang andauernde „Zweite Deutsche Beschäftigungswunder“ tatsächlich auch für Flüchtlinge zum Normalfall werden?
Mit Blick auf die Bundestagswahl am 24. September kommt der Integration somit auch eine eminent politische Rolle zu. Zweifellos bleibt die Flüchtlingsfrage die Achillesferse der Regierung Merkel. Der Streit der Vorsitzenden von CDU und CSU, Angela Merkel und Horst Seehofer, um Obergrenzen in der Flüchtlingspolitik ist derzeit aus Wahlkampfgründen zwar offiziell ausgesetzt.