Wenn die Südkoreaner am 9. Mai einen neuen Präsidenten wählen, sind die Hoffnungen auf einen politischen Neubeginn groß. Denn die vorgezogene Neuwahl besiegelt nicht nur das Ende der Präsidentschaft Park Geun-hyes, die Anfang März vom Verfassungsgericht ihres Amtes enthoben wurde. Sie steht auch für den Erfolg einer wachsenden politischen Bewegung, die monatelang gegen die Politik der Expräsidentin protestiert hatte. Allwöchentlich zogen Ende vergangenen Jahres bis zu zwei Millionen Südkoreaner auf den Gwanghwamun-Platz im Seouler Stadtzentrum, um lautstark den Rücktritt Park Geun-hyes zu fordern.
An der Spitze der Demonstrationen standen einerseits einstige Studentenaktivisten, die Ende der 1980er Jahre die Militärdiktatur zu Fall gebracht hatten und nun erneut für eine demokratische Erneuerung eintreten. Darüber hinaus politisierten die Proteste gerade jene junge Generation Südkoreas, die bislang vor allem als materialistisch, hedonistisch und selbstbezogen galt. Viele Schüler und Studenten, die weder die Armut ihrer Großeltern noch die politische Unterdrückung ihrer Elterngeneration persönlich miterlebt hatten, gingen über Monate friedlich für gesellschaftlichen Wandel auf die Straße. Die vorgezogene Präsidentschaftswahl betrachten sie vor allem als ihren Erfolg.