Im Sudan wurde am 8. September das erste zivile Kabinett seit 30 Jahren vereidigt. Die Technokratenregierung unter Premierminister Abdalla Hamdok wird eine Machtteilung überwachen, die zwischen Militär und Demokratiebewegung ausgehandelt wurde. Für 2022 sind Wahlen geplant. Die Frage ist: Werden Fraktionen innerhalb des Militärs, die islamistische Opposition oder diverse Rebellengruppen diesen Übergang zur Demokratie noch verhindern?
Derzeit ist der Sudan neben Tunesien das einzige arabische Land, in dem es einen wirklichen Fortschritt in Richtung Demokratie gibt. Die Sudanesische Revolution, die im Dezember 2018 begann, wird für die bemerkenswerte Ausdauer, den Mut und die Organisation ihrer Teilnehmer in Erinnerung bleiben. Die dortige Demokratiebewegung hat aus dem Fiasko in Ägypten gelernt, wo auf die Revolution die Rückkehr des Despotismus in noch harscherer Form folgte. Daher forderte sie zum einen den Machtverzicht der Armee und zum anderen genügend Zeit, um den Übergang zu organisieren. Dabei musste sie einen Kompromiss eingehen: Während der ersten Phase des Übergangs wird das Militär regieren und 2022 von einer gewählten zivilen Regierung abgelöst.
Dennoch herrscht seit der Bildung des neuen Kabinetts in der Hauptstadt Khartum eine ausgelassene Stimmung vor.