Ausgabe Oktober 2020

Opposition unter Störfeuer

Alexej Nawalny und der zähe Kampf mit dem Kreml

29. September 2019, Moskau, Russland: Alexej Navalny hält eine Rede während einer Demonstration für die Freilassung der während der Sommerunruhen in Moskau verhafteten Aktivisten

Bild: imago images / ZUMA Press

Als in Russland am 13. September gewählt wurde, weilte der international prominenteste Oppositionelle des Landes jenseits der Grenzen. Alexej Nawalny kämpfte in der Berliner Charité mit den Folgen einer Vergiftung, die er auf einer Reise nach Tomsk erlitten hatte und die mittlerweile von drei internationalen Laboren auf den militärischen Kampfstoff Nowitschok zurückgeführt wird. Spätestens als Bundeskanzlerin Angela Merkel ungewohnt deutlich von einem Anschlag auf den Regierungskritiker sprach, avancierte Nawalny zu einer Figur der Weltpolitik.

Doch was ihm im Westen neuen Zuspruch bescherte, könnte Nawalny im eigenen Land durchaus die Stimmen potentieller Unterstützer kosten. Mit Bedacht hatte er sich jahrelang nicht als allzu offen prowestlich zu positionieren versucht, um so einen neuen Typus von Liberalen zu verkörpern, der sich von der in Russland unpopulären Jelzin-Zeit absetzt. Nun dürften ihn die Bemühungen um die Rettung seines Lebens seitens seiner Unterstützer und die weitere Entwicklung der Affäre für einige potentielle taktische Verbündete in den Reihen der Opposition eher suspekt gemacht haben. Dazu muss man wissen, dass alle bisherigen Versuche Nawalnys, eine eigene Partei registrieren zu lassen, fehlgeschlagen sind. Deshalb organisieren sich seine Anhänger um die sogenannten Nawalny-Stäbe sowie um die im Juli offiziell aufgelöste Stiftung zur Bekämpfung der Korruption.

Oktober 2020

Sie haben etwa 7% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 93% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Druckausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema