Ausgabe Februar 2021

Ägypten: Die immunisierte Diktatur

Im Oktober und November vergangenen Jahres, und damit inmitten der zweiten Welle der Coronapandemie, waren rund 60 Millionen Ägypterinnen und Ägypter dazu aufgerufen, in zwei Runden ein neues Parlament zu wählen – erstmals nach einem neuen Wahlgesetz, das auf die Verfassungsreform von 2019 zurückgeht.

Das Ergebnis verkündete die ägyptische Wahlbehörde am 14. Dezember – und damit fast auf den Tag zehn Jahre nach Beginn des sogenannten Arabischen Frühlings. Klarer Wahlsieger ist demnach die nationalkonservative Zukunft der Nation (Mostaqbal Watan), die als größte Partei Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi unterstützt. Bereits in der zurückliegenden Legislaturperiode kontrollierten Sisi-Anhänger das Parlament; allerdings konnte Zukunft der Nation ihren Anteil in der insgesamt 596 Sitze umfassenden ersten Parlamentskammer von 57 auf nun 315 Sitze deutlich ausbauen. Eine weitere Pro-Sisi-Partei, die Republikanische Volkspartei, gewann ebenfalls 50 Sitze. Zudem hat der Präsident das Recht, bis zu fünf Prozent der Parlamentsmitglieder persönlich zu ernennen. Die Wahlbeteiligung lag bei gerade einmal 29 Prozent.[1]

Das Ergebnis überrascht nicht. Denn bereits im Vorfeld der Wahl hatte Sisis Sicherheitsapparat zahlreiche Vertreter der zersplitterten Opposition sowie demokratische Aktivisten und Journalisten inhaftiert.

Februar 2021

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Druckausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Mafiaboss im Weißen Haus

von Jonathan Rauch

Was genau macht Donald Trump gerade? Er hat die Effektivität seiner Regierung geschwächt, indem er an die Spitze wichtiger Behörden Personen gesetzt hat, die weder über die Fähigkeiten noch über den Charakter verfügen, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Die Massenentlassungen durch die Trump-Regierung haben den öffentlichen Dienst vieler seiner fähigsten Mitarbeiter beraubt.

Ukrainekrieg und Korruption: Unregierbares Bulgarien

von Jan Moritz Hillgruber

Bei aller berechtigten Aufmerksamkeit, die Schicksalswahlen wie jene in Frankreich auf sich ziehen, übersieht die politische Öffentlichkeit aktuell einen Urnengang, der ebenfalls Einfluss auf die künftige Ausgestaltung der europäischen Politik haben wird: die Parlamentswahlen in Bulgarien vom 9. Juni.

Katar und der korrumpierte Fußball

von Inga Hofmann

Eine Redewendung im Fußball lautet bekanntlich „Wenn der Ball erstmal rollt“. Sie trifft nicht zuletzt auf die Weltmeisterschaft in Katar zu. Dort wird derzeit das bislang teuerste Fußballfest ausgetragen – und zwar auf den Gräbern von mehr als 15 000 Arbeitsmigrant*innen, die seit der Vergabe der WM ihr Leben verloren haben.