Ausgabe Juni 2022

Die Logik der Erpressung

Von der Kuba-Krise zum Ukraine-Krieg

Staubschwarze Atombombe (Paul Campbell/iStockPhoto)

Bild: Paul Campbell/iStockPhoto

In der Diskussion über Putins Krieg werden derzeit viele historische Vergleiche gezogen, zugleich aber fällt Wesentliches unter den Tisch. Leidenschaftlich ist der Streit darüber, ob der Februar 2022 zum Juli 1914 passt oder näher am September 1938 liegt und welches Etikett dem politischen Personal in Berlin besser zu Gesicht stünde: Schlafwandler oder Beschwichtiger? Merkwürdig verhuscht ist demgegenüber der Blick auf jenen Sommertag des Jahres 1945, als in der Wüste von New Mexico die erste Atombombe erfolgreich getestet wurde. Nachdem die Sowjetunion gut vier Jahre später ihrerseits einen nuklearen Sprengsatz gezündet hatte, gab es endgültig kein Zurück mehr. Seither steht politisches Handeln im Schatten einer grundstürzend neuen Tatsache: Kriege zwischen Großmächten bergen das Risiko einer kompletten Vernichtung aller Beteiligten, wenn nicht einer großflächigen Verwüstung unseres Planeten. Insofern ist es nur zu verständlich, wenn derzeit eine diffuse Angst vor dem Atom wieder Raum greift. Wie allerdings in der Vergangenheit mit dieser Angst umgegangen wurde und was daraus für das Hier und Jetzt folgt, ausgerechnet diese Debatte verharrt weit unter dem Möglichen, ja Notwendigen.

Womit unweigerlich die Kuba-Krise in den Fokus rückt.

Juni 2022

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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