Ausgabe Juni 2022

Krieg bis zur Erschöpfung?

Warum wir eine langfristige Strategie gegenüber Russland brauchen

Butscha, Ukraine, 6.4.2022 (IMAGO / xcitepress)

Bild: Butscha, Ukraine, 6.4.2022 (IMAGO / xcitepress)

Der russische Eroberungskrieg gegen die Ukraine geht in seinen vierten Monat. Und jenseits der aktuellen militärischen Lage in der Ukraine und der weitgehend beantworteten Frage, warum und mit welchem Ziel Russland diesen Krieg begonnen hat,[1] stellen sich längst weitergehende Fragen: Worin besteht eigentlich der Charakter dieses Krieges, wer sind seine Teilnehmer? Welche Auswirkungen wird dieser Krieg auf die internationalen Beziehungen haben? Wie lässt er sich zumindest vorübergehend beenden? Und wie sollte man sich die eher lange Periode bis zu einem dauerhaften Frieden vorstellen?

Einer Antwort auf die Frage nach dem Charakter des Krieges in der Ukraine kommt man nur näher, wenn man einerseits zwischen dem militärischen Krieg und dem „Wirtschaftskrieg“ und andererseits zwischen direkten und indirekten Teilnehmern unterscheidet. Was den militärisch ausgetragenen Krieg betrifft, haben wir zwei direkte Teilnehmer: Russland und die Ukraine. Die Zahl der indirekten Teilnehmer im Sinne von Waffenlieferungen und Ausbildung ist dagegen sehr viel größer und umfasst auf Seiten der Ukraine das gesamte Nato-plus-Spektrum bis hin zu Japan und Südkorea, die die Ukraine in der einen oder anderen Weise mit militärisch nutzbaren Gütern unterstützen. Wichtigster politischer Verbündeter Russlands ist China („grenzenlose Freundschaft“), das aber bisher, soweit erkennbar, keine militärische Unterstützung leistet.

Juni 2022

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (11.00€)
Druckausgabe kaufen (11.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Die Rückkehr des Besatzers

von Sergej Lebedew

Vor fünfzig Jahren, am 1. August 1975, wurde mit der Unterzeichnung des Abkommens von Helsinki die Unverletzlichkeit der nach dem Zweiten Weltkrieg errichteten Grenzen anerkannt. Wie wir wissen, dauerte die Ordnung von Helsinki etwa fünfzehn Jahre. Die Sowjetunion hörte auf zu existieren, und die Länder Ost- und Mitteleuropas fanden ihren Weg zu Freiheit und Eigenstaatlichkeit.

Was der Westen nicht wissen will

von Steffen Vogel

Es ist eine von jenen scheinbar unwichtigen Nachrichten, die rückblickend wie ein übersehenes Vorzeichen wirken können: Anfang Mai erschien in Russland ein Buch, zu dem Außenminister Sergej Lawrow ein Vorwort beisteuerte. Die These des von Regimeseite derart gewürdigten Werkes: Eine litauische Nation und Sprache gebe es nicht.