Ausgabe Mai 2022

Schocktherapie für Neoliberale

Die Folgen der russischen Invasion der Ukraine haben uns an die unvorhersehbaren Verwerfungen erinnert, mit denen die Weltwirtschaft ständig konfrontiert wird. Die Geschichte hat uns dies viele Male gelehrt: Niemand hätte die Terroranschläge vom 11. September 2001 vorhersagen können, und kaum jemand sah die Finanzkrise von 2008 oder die Covid-19-Pandemie kommen – oder die Wahl Donald Trumps, die bewirkte, dass die USA sich dem Protektionismus und Nationalismus zuwandten. Und selbst jene, die diese Krisen kommen sahen, hätten nicht mit Gewissheit sagen können, wann sie eintreten würden.

Jedes dieser Ereignisse hatte enorme gesamtwirtschaftliche Auswirkungen. Die Pandemie lenkte unsere Aufmerksamkeit auf die mangelnde Widerstandsfähigkeit unserer scheinbar robusten Volkswirtschaften. Die Supermacht Amerika schaffte es nicht einmal, so simple Produkte wie Masken und andere Schutzausrüstung zu produzieren, von komplizierteren Artikeln wie Tests und Beatmungsgeräten ganz zu schweigen. Die Krise schärfte damit aber unser Bewusstsein für die wirtschaftliche Fragilität und wiederholte so eine der Lehren der globalen Finanzkrise, als der Konkurs eines einzigen Unternehmens – Lehman Brothers – den Beinahe-Zusammenbruch des gesamten Weltfinanzsystems auslöste.

In ähnlicher Weise verschärft der Krieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin in der Ukraine den ohnehin schon besorgniserregenden Anstieg der Lebensmittel- und Energiepreise.

Mai 2022

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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