
Bild: Humza Yousaf spricht auf der SNP-Herbstkonferenz in Glasgow, 7.10.2018 (IMAGO / SWNS)
Am 28. März bot sich im schottischen Parlament in Edinburgh ein ungewohnter Anblick: Zum ersten Mal seit mehr als acht Jahren saß nicht mehr Nicola Sturgeon als Regierungschefin der Schottischen Nationalpartei (SNP) in der ersten Reihe, sondern Humza Yousaf. Der 1985 geborene bisherige Gesundheitsminister und frisch gewählte SNP-Parteichef war mit den Stimmen seiner Partei und des grünen Koalitionspartners zum neuen First Minister gewählt worden. Auch wenn Yousaf als Wunschkandidat der scheidenden Regierungschefin gehandelt wurde, markiert seine Wahl doch einen klaren Einschnitt in der schottischen und britischen Innenpolitik.
Mit Yousaf bekam Großbritannien nämlich den ersten muslimischen Chef einer Länderregierung. Yousafs Vater stammt aus Pakistan, seine Mutter aus einer pakistanischen Familie in Kenia. Beide waren in den 1960er Jahren nach Schottland gekommen. Und nun ist ihr Sohn ausgerechnet Chef einer Nationalpartei. Das ist bemerkenswert und zeigt, wie weit sich der schottische Nationalismus von einer engen, ethnisch orientierten Definition Schottlands entfernt hat.[1]
Doch wie war es überhaupt zur Wahl von Humza Yousaf gekommen? Schließlich galt Nicola Sturgeon jahrelang als unumstrittene Chefin der SNP und als nahezu unbesiegbar an der Wahlurne. Als First Minister hatte sie seit 2014 acht Wahlen auf britischer, schottischer und kommunaler Ebene gewonnen – und dabei die anderen Parteien regelmäßig deklassiert.