Ausgabe November 2023

Entrechtet und verfolgt: Gewerkschaften in Belarus

Streikende Mitarbeiter der Minsker Traktorenwerke, 14.8.2020 (IMAGO / ITAR-TASS)

Bild: Streikende Mitarbeiter der Minsker Traktorenwerke, 14.8.2020 (IMAGO / ITAR-TASS)

In Belarus kam es in den vergangenen Monaten vermehrt zu Massenverhaftungen von Arbeitnehmern. Die Festnahmen erfolgten in verschiedenen Unternehmen direkt an den Arbeitsplätzen. Demonstrativ führten die Strafverfolgungsbehörden in Städten wie Gomel, Navapolatsk, Novogrudok oder Slutsk Sondereinsätze durch. Die jüngste Verhaftung von zehn Arbeitern in der Glasfabrik „Nioman“ in der Stadt Berezovka war hierfür beispielhaft, da sie mit offensichtlicher Härte vorgenommen wurde: Beamte der Strafverfolgungsbehörden und bewaffnete Spezialkräfte holten die Arbeiter aus den Werkstätten und legten ihnen Handschellen an.

So nehmen die Verhaftungen von Dissidenten in Belarus die Form eines regelrechten öffentlichen Spektakels an, als handele es sich um Mitglieder eines extremistischen Netzwerks oder von Aktivisten einer terroristischen Organisation. Die Beamten der Sondereinheiten schlagen die Arbeiter und zwingen sie, sich mit dem Gesicht nach unten auf den Asphalt zu legen, wobei sie Nacken und Kopf mit ihren Knien niederdrücken. Obendrein filmen die Behörden dies und verbreiten die Videos über ihre Telegram-Kanäle – ebenso wie Videos von Vernehmungen, die zeigen, wie Gefangene geschlagen und gedemütigt werden, um ihnen ein Geständnis abzutrotzen.

Das autoritäre belarussische Regime hat schon früher seine Gegner verfolgt.

»Blätter«-Ausgabe 11/2023

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