
Bild: Der salvadorianische Präsident Nayib Bukele spricht vor mehr als 14.000 Soldaten in San Juan Opico. Bukele bezeichnet sich selbst als »coolsten Diktator der Welt«, 23.11.2022 (IMAGO / ZUMA Wire / Camilo Freedman)
Wer zurzeit über die Lage der Demokratie in Zentralamerika spricht, muss über die Ausnahme sprechen – den Sieg des Sozialdemokraten Bernardo Arévalo bei den jüngsten Präsidentschaftswahlen in Guatemala am 20. August. Unter dem Radar der Institutionen, die im Dienste des sogenannten Paktes der Korrupten – einer Allianz illegaler politischer und wirtschaftlicher Netzwerke rund um den ehemaligen Präsidenten Alejandro Giammattei – stehen, gelang dem Sohn des ersten demokratisch gewählten Präsidenten des Landes, Juan José Arévalo (1945 bis 1951), ein Überraschungserfolg: Mit knapp 59 Prozent der Stimmen setzte sich der Kandidat der Mitte-links-Partei Movimiento Semilla (Bewegung Samenkorn) gegen seine Herausforderin Sandra Torres von der Partei Unidad Nacional de la Esperanza (UNE) durch, die gut 36 Prozent der Stimmen erzielte. Der Sieg Arévalos stellt die These vom Durchmarsch des Autoritarismus in der Region wenigstens etwas infrage. Ob der neue Präsident aber wirklich etwas gegen die Übermacht der korrupten Eliten in Politik, Wirtschaft und Behörden ausrichten kann, wird sich erst noch zeigen müssen. Zuletzt gingen die De-facto-Machthaber im Land immer schärfer gegen missliebige Richter:innen und Journalist:innen vor und treiben derzeit auch ein Verbot von Arévalos Movimiento Semilla voran.