Ausgabe Oktober 2023

Zentralamerika: Ist der autoritäre Siegeszug noch zu stoppen?

Der salvadorianische Präsident Nayib Bukele spricht vor mehr als 14.000 Soldaten in San Juan Opico. Bukele bezeichnet sich selbst als »coolsten Diktator der Welt«, 23.11.2022 (IMAGO / ZUMA Wire / Camilo Freedman)

Bild: Der salvadorianische Präsident Nayib Bukele spricht vor mehr als 14.000 Soldaten in San Juan Opico. Bukele bezeichnet sich selbst als »coolsten Diktator der Welt«, 23.11.2022 (IMAGO / ZUMA Wire / Camilo Freedman)

Wer zurzeit über die Lage der Demokratie in Zentralamerika spricht, muss über die Ausnahme sprechen – den Sieg des Sozialdemokraten Bernardo Arévalo bei den jüngsten Präsidentschaftswahlen in Guatemala am 20. August. Unter dem Radar der Institutionen, die im Dienste des sogenannten Paktes der Korrupten – einer Allianz illegaler politischer und wirtschaftlicher Netzwerke rund um den ehemaligen Präsidenten Alejandro Giammattei – stehen, gelang dem Sohn des ersten demokratisch gewählten Präsidenten des Landes, Juan José Arévalo (1945 bis 1951), ein Überraschungserfolg: Mit knapp 59 Prozent der Stimmen setzte sich der Kandidat der Mitte-links-Partei Movimiento Semilla (Bewegung Samenkorn) gegen seine Herausforderin Sandra Torres von der Partei Unidad Nacional de la Esperanza (UNE) durch, die gut 36 Prozent der Stimmen erzielte. Der Sieg Arévalos stellt die These vom Durchmarsch des Autoritarismus in der Region wenigstens etwas infrage. Ob der neue Präsident aber wirklich etwas gegen die Übermacht der korrupten Eliten in Politik, Wirtschaft und Behörden ausrichten kann, wird sich erst noch zeigen müssen. Zuletzt gingen die De-facto-Machthaber im Land immer schärfer gegen missliebige Richter:innen und Journalist:innen vor und treiben derzeit auch ein Verbot von Arévalos Movimiento Semilla voran.

»Blätter«-Ausgabe 10/2023

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (11.00€)
Druckausgabe kaufen (11.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

USA vs. Brasilien: Zollkrieg als Geopolitik

von Frederico Füllgraf

Der Zollkrieg der USA gegen Brasilien hat nicht in erster Linie wirtschaftliche, sondern zuvörderst politische Gründe: Zum einen regiert in Brasilien mit Luiz Inácio Lula da Silva ein Politiker der Arbeiterpartei PT, zum anderen geht die brasilianische Justiz seit dem von Ex-Präsident Jair Bolsonaro angezettelten Putschversuch vom 8. Januar 2023 entschieden gegen den Rechtsextremismus im Land vor.

Chile: Leere Versprechen für die Indigenen?

von Malte Seiwerth

Am 1. Juni hielt der chilenische Präsident Gabriel Boric zum letzten Mal seine jährliche Rede vor den beiden Parlamentskammern des südamerikanischen Landes, eine Tradition, die seit 1833 gepflegt wird. Nach dreieinhalb Jahren im Amt wirkte seine Rede bereits wie ein Abschied.