Ausgabe September 1993

Die UNO in Somalia

Zu den Hintergründen des Bürgerkriegs und den Stadien der Intervention

Wie jeder Krieg hat der Bürgerkrieg in Somalia seine Besonderheiten. Daß er Anlaß für eine internationale Militärintervention war, ist eine davon; eine andere ist, daß die an ihm beteiligten bewaffneten Gruppen sich hauptsächlich aus Verwandtschaftsverbänden, den nach der Abstammung in väterlicher Linie definierten Clans, rekrutieren. Mit anderen innerstaatlichen Kriegen der Gegenwart hat er gemeinsam, daß er zum Nachlaß des Ost-West-Konflikts gehört. Aufgestaute, mit repressiven Mitteln unterdrückte Konflikte entluden sich mit Waffengewalt, als das Regime kein nützlicher Verbündeter mehr war und von seinen bisherigen Partnern fallengelassen wurde.

Nachdem Mohamed Siad Barre 1969 in einem Militärputsch die Macht übernommen hatte, führte er den wissenschaftlichen Sozialismus als Staatsideologie ein und erhielt Militärhilfe von der Sowjetunion. Im Konflikt mit dem benachbarten Äthiopien, der 1977/78 zum Krieg führte, setzte die Sowjetunion aber auf das dort inzwischen ebenfalls durch einen Militärputsch an die Macht gekommene, ebenfalls sozialistische Regime - 1977 warf Barre seine sowjetischen Berater hinaus und mutierte zum Freund des Westens, der es ihm mit Militär-, Wirtschafts- und Finanzhilfe dankte. Wenn die Hilfe auch geringer war, als er sich erhofft hatte, reichte sie doch, um ein korruptes und repressives Regime aufrechtzuerhalten.

September 1993

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema